Spüren statt sehen

Was dein Pferd dir über Energiefluss zeigen kann

Wenn du dein Pferd beobachtest – was nimmst du wirklich wahr?
Ein Ohr, das zuckt. Ein Muskel, der flackert. Ein Schritt zur Seite. Oder spürst du manchmal etwas Tieferes? Etwas, das du nicht benennen kannst – aber doch da ist?

Achtsamkeit im Umgang mit dem Pferd beginnt genau dort: unterhalb der sichtbaren Ebene. Sie lebt nicht in der Technik, sondern im Wahrnehmen. Im inneren Mitgehen. In der feinen Bereitschaft, nichts zu tun – außer präsent zu sein.

In der traditionellen chinesischen Medizin spricht man von Qi (gesprochen „Tschi“ oder „Chi“)– der Lebensenergie, die durch den Körper fließt. Sie bewegt sich entlang der Meridiane, einem weit verzweigten Netz feiner Bahnen. Für das bloße Auge unsichtbar – aber in der Begegnung mit dem Pferd oft fühlbar. Denn Pferde nehmen energetische Veränderungen mit großer Sensibilität wahr. Manchmal zeigen sie sie leise, manchmal deutlicher: durch Bewegungen, durch Spannung, durch Distanz.

Wenn dieser Fluss gestört ist – durch Stress, Schmerzen, Narben oder emotionale Belastung – kann sich das auf verschiedenste Weise zeigen. Vielleicht wirkt dein Pferd plötzlich „nicht ganz da“. Vielleicht zieht es sich zurück. Oder es zeigt eine feine Unruhe, die du nicht einordnen kannst. In solchen Momenten hilft es, nicht zu analysieren – sondern zu spüren. Ohne Ziel, ohne Absicht.

Denn Verbindung entsteht nicht im Tun, sondern im Sein.
Wenn du dich deinem Pferd zuwendest, ohne etwas zu verlangen – sondern einfach, um da zu sein – beginnt oft etwas zu fließen. Die Atmung wird weicher. Der Blick klarer. Die Spannung lässt nach. Nicht, weil du etwas gemacht hast – sondern, weil du einfach da warst.

Achtsamkeit ist nichts, was du deinem Pferd beibringst. Es ist etwas, das dein Pferd spürt, wenn du es lebst.

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